Ein
Käfig steht am offenen Fenster.
Die
seidenen Gardinen flattern jeden Tag im Wind,
fliegen wild umher, und
so wünschte der Vogel nur,
er könne fliegen genauso frei wie sie,
und doch stößt er mit jedem Versuch an die harten Gitter.
Und
so lernt er, seine Flügel zu vergessen.
Jeden
Tag kann er den Stimmen der Welt lauschen,
hört die Sirenen aus der
Ferne als würden sie nach ihm rufen,
und er zwitschert ihnen
sehnsüchtig hinterher, doch sie verstummen.
Und
so lernt der Vogel, zu schweigen.
Er
schnuppert die Düfte, die hereinwehen – von frisch gebackenen
Crepes und Benzin,
von Waldboden und roten Rosen, und immer reckt er
seinen Hals,
doch die Brise verweht, ehe er sie fangen konnte.
Und
so lernt er, den Atem anzuhalten.
Durch
sein Gitter sah er die Erde sterben im Herbst und erwachen im
Frühling,
und ach, wie sehr er sich sehnte, mit ihr zu atmen,
doch
war er nie lebendig gewesen.
In
seinem Käfig, da hängt ein runder Spiegel.
Voller Stolz betrachtete
er einst mein Federkleid,
doch wenn er nun in den Spiegel sah,
so
wuchs er lang nicht mehr vor Wonne,
denn wo einst ein Regenbogen
schimmerte,
trug er einen Umhang nun, ganz grau und matt.
Und
letztendlich lernte er, die Augen zu verschließen.
Ein
Vogel, der alles hat – er ist wohlgenährt, beschützt und geliebt
– doch hat er eines nicht, das ist die Freiheit.
Ist
es wert, sein körperliches Wohlbefinden, letztendlich sein Leben,
auf's Spiel zu setzen, wenn das bedeute, dass er endlich fliegen
kann, so wie es die Natur für ihn vorgesehen hat?
- so begann ich vor drei Wochen den Brief, der mein Leben umkrempeln sollte.
Und so beginne ich heute diesen Post, der vielleicht dein Leben umkrempeln wird.
All die Zeit, die ich schon auf diesem Blog schreibe, habe ich besonders in Australien versucht,
von Positivität und Lebensfreude und Optimismus zu strahlen.
Aber besonders die letzten paar Wochen haben mir gezeigt,
dass sich zumindest mein Weg mit Ehrlichkeit, Offenheit und simpler Akzeptanz
ein bisschen unbeschwerter gehen lässt.
Und so schrieb ich weiter:
Ich
fühle mich wie ein trauriger Wellensittich.
Gefangen
im eigenen Käfig.
Und
mein Käfig gefällt mir manchmal. Hübsch hat man ihn mir bemalt.
Aber
nachts beginne ich, die Gitterstäbe zu zählen. Ich drehe mich um
mich und finde keinen Weg hinaus.
Mein
Leben ist verfallen in eine endlos wiederkehrende Struktur aus Zwang,
Pflicht und Versagen.
Sobald
ich meine Augen aufschlage, wünsche ich mir, sie wieder
zuzuschlagen.
Die
einzige Kohle, die die Flamme in mir noch am Lodern hält, ist der
Funken an Hoffnung, eines Tages die Augen aufzuschlagen und froh
darüber zu sein, sie aufgeschlagen zu haben. Doch wird dieser Tag
jemals kommen, wenn ich nie etwas verändere?
Entweder
fühle ich mich, als hätte ich versagt, oder als verschwende ich
meine Zeit.
Auf
dem Weg zur Schule treffe ich mich jetzt immer mit meinem Schatten.
Er heißt Depression. Wir gehen immer zusammen zur Schule. Er hat sich zwischen mich und meine Freunde gedrängelt.
Oft
kommt er auch mit mir nach Hause und sitzt neben mir, wenn ich
versuche, mich zu konzentrieren. Dann lege ich meine Schulsachen
beiseite und versuche, ihn zu überzeugen, wegzugehen. Doch manchmal
bin ich ganz froh, dass er da ist. Dann fühl ich mich weniger
allein...
Ich
habe keine Lust mehr, das Leben zu leben, das ich lebe.
Der
Stress schleißt sich in mein Blutsystem und lässt meine Venen
verklumpen.
Dieses
Schulsystem füttert mich nicht mit Wissen. Es füttert mich mit
Steinen.
Und
die kommen nicht in meinen Magen.
Sondern
in meine Lunge.
Sie
sind der Grund, warum ich so manchen Abend zusammengekauert in meinem
Zimmer nach Luft schnappe, außer Kontrolle vor Tränen.
Dieses
Schulsystem gibt mir keine Basis, auf der ich meine Zukunft errichten
kann.
Es
kommt mit einem Vorschlaghammer und zerstört das Haus aus Sand, das
ich mir bereits ganz alleine gebaut hatte.
Es
nimmt all meinen Stolz und all mein Ich, und will es zerquetschen wie
ein Stück Knete, und anschließend rund formen, damit ich durch all
die Löcher passe, die für uns vorgesehen sind.
Aber
ich möchte nicht rollen. Ich bin keine Kugel.
Ich
bin ein Vogel.
Darf
ich meinen Käfig satt haben?
Ich
habe diesen Käfig satt.
Der Moment des Verfassens dieses Briefes war ein Moment der Verzweiflung.
Doch aus dieser Verzweiflung wuchs Hoffnung.
Und aus dieser Hoffnung gedeihte ein kleiner Spross, von dem nach und nach Zweige
emporragten, Zweige der Möglichkeiten.
Zweige der Zukunft.
Zweige, auf denen sich das eingesperrte Vögelchen aus meinem Brief
ein Nest bauen könnte.
Und so schrieb ich weiter:
Solange
ich etwas hatte, dass als Abfluss dienen konnte für diesen stark
konzentrierten Cocktail an Gefühlen, war alles okay.
Nicht
gut, aber gerade so okay.
Okay
genug, um es aushalten zu können.
Aber
allmählich hatte ich an einer Maske gebastelt. Und bis heute habe
ich keinen diese Maske vollständig durchblicken lassen.
Vielleicht
aus Angst, was sich darunter verbirgt, die hässliche Wahrheit, ohne
verschönerte Tragödien des schönen, traurigen Mädchens mit dem
gebrochenen Herzens. Aus Angst, nicht anders zu sein als alle
anderen. Aus Angst, nicht zu wissen, wer ich wirklich bin. Was mich
von allen abhebt, wenn nicht das. Ob ich überhaupt interessant genug
bin.
Ich.
Was
ist das?
War
ich wirklich die Person, die ich war, wenn ich alleine bin?
Vielleicht ist das echte Ich ja auch die Anna, so wie sie sich in der
Öffentlichkeit gibt? Aber was ist dann der Rest?
Es
war ein tragisches Schauspiel. Und hinterm Vorhang hab ich immer
geweint.
Denn
tief drin wusste ich, ich reite ins Verderben.
Seit fast schon zwei Jahren wusste ich nun, dass ich ins Verderben reite.
Jetzt steh' ich vor dem Ortsschild des Verderbens.
Und hab mich entschieden, umzukehren.
Ich möchte doch nicht ins Verderben.
Ich weiß zwar nicht, was es da draußen noch für Orte gibt,
und ob dann vergleichsweise das Verderben vielleicht doch der bessere Ort ist,
doch wenn ich nicht gehe
dann werde ich es nie wissen.
Und so schrieb ich weiter:
Ich
möchte nicht einfach nur leben.
Und ich werde auch nie einfach
leben.
Das Einfache
Leben
als solches würde mich langweilen. Ich werde immer fordern, testen,
riskieren, kritisieren und entdecken.
Was
ich sagen möchte, ist, ich wollte jemand tolles sein. Ich wollte
überhaupt jemand sein.
Aber
wenn das bedeutet hätte, dass all diese Gefühle für immer so laut
sein werden würden und meine Tür fünfmal am Tag einrennen würden,
dann mochte ich garnichts mehr sein.
Ich
wusste auch garnicht mehr, wie das funktioniert, zu sein.
Ich
wusste auch nicht, ob ich's lernen mochte.
Ich
redete mir ein, dass es so nicht weitergehen konnte.
Und
dann redete ich mir wieder aus, dass es sich jemals verändern würde.
Es
ist ein ewiges Hin-und Her.
Und
es gibt keine Konstante.
Diese
Konstante muss ich mir jetzt bauen.
Aber
das braucht Zeit.
Für
ein Haus, in das meine Zukunftspläne einziehen können,
brauche
ich zunächst ein Fundament aus motivierenden Gedanken und gesunden
Auffassungen.
Die
glücklichen Fundamente, die halten besser.
Aber
wenn mir da fünftausend Architekten und Bauunternehmer
hineinpfuschen
und
meinen, sie wüssten es besser, wie man ein Fundament gießt
oder
ob die Nägel nach Süden oder Westen zeigen sollen,
dann
hör ich sie mir an,
aber
schicke sie dann wieder von meiner Baustelle.
Denn
das hier ist jetzt meine Baustelle.
Und
mein Spross.
Und
mein Zweig.
Und
wenn er abbricht, dann bricht er eben ab.
Dann
such' ich mir einen neuen.
Kein
Vogel würde sich missmutig in einen Busch verkriechen und
herumnörgeln.
Er
würde immer und wieder ein neues Nest bauen,
bis
er zufrieden ist mit seinem Werk.
Und
dann legt er die Eier.
Ich
kann keine Eier legen ohne ein Nest.
Ich
kann keine Räume dekorieren ohne stabile Wände.
Und
ich kann nicht glücklich werden ohne eine offene Käfigtür.
Ich
hab in den letzten 1,5 Jahren viel mit mir vereinbahrt, was ich nicht
mit mir hätte vereinbaren müssen.
Ursprünglich
war ich immer der Auffassung, dass derjenige, der dem Schmerz
entgegenhält
ohne
auszuweichen, der Starke ist.
Derjenige,
der alles diszipliniert und gnadenlos durchzieht,
der
alles wegzustecken scheint, ohne sich zu beschweren.
Doch
es hat mich zeitweise mein eigenes Lachen gekostet,
um
zu realisieren, dass der Starke eben auch derjenige ist,
der
sich nicht alles gefallen lässt, der nicht alles erträgt und
nicht
mit zwei abgehackten Beinen noch immer auf dem Schlachtfeld
herumkriecht.
Stark
sein bedeutet auch, Niederlagen zu erleben, den Sand abzuschütteln
und weiterzumarschieren,
aber
diesmal vielleicht in eine andere Richtung.
Frieden
schließen können mit vergangenen Wunden, und loslassen zu können
von
den festgefahrenen, schadhaften Mustern.
Reflektieren,
Diskutieren, Kontemplieren.
Den
individuellen Weg für seinen eigenen Geist finden.
Ab
sofort höre ich auf mein Bauchgefühl.
Das
kennt den Weg.
Und
es gibt immer einen anderen Weg.
Sich
einzugestehen, dass man am Ende seiner Kräfte ist,
ist
kein Tiefpunkt, kein Fehler, keine Schwäche.
Es
ist ein Hochpunkt des Mutes und ein erster Schritt in die richtige
Richtung.
Und
diesen ersten Schritt bin ich jetzt gegangen.
Wann
gehst du ihn?
Liebe Anna, ich wollte dir nur sagen, dass du unglaublich gut schreiben kannst, man sich richtig in die Szene die du so beschreibst hineinversetzen kann und mir dieser Post wirklich aus der Seele spricht! Deshalb wünsche ich dir ganz viel Glück auf deinem"neuen" Weg :)
AntwortenLöschenHallo an alle, die diesen Artikel lesen Ich möchte nur Informationen an Sie weitergeben, die diesen Artikel lesen, wenn Sie Schwierigkeiten in Ihrer Beziehung haben, hier ist, was Sie tun werden, dass Frieden zu Ihnen nach Hause bringen wird, weil ich es ausprobiert habe und es für mich funktioniert Deshalb gebe ich die Informationen weiter, für den Fall, dass jemand ein ähnliches Problem hat wie Trennung, Fallout mit ihrem Ehemann, was auch immer es sein mag, einfach Kontakt aufnehmen mit Dr. Uduebho Tempel und es wird das Problem lösen und du wirst wieder glücklich in deiner Beziehung sein. Kontaktieren Sie ihn jetzt über: (uduebhotemple@gmail.com).
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