Samstag, 18. Oktober 2014

Der Sturm der Ereignisse - ein Roman by me

Meine Blogeinträge zu betiteln ist jedes Mal eine Herausforderung, aber diesmal eine wahre Qual der Auswahl. 
"Versicherungsschnitzeljagd", "Barfuß durch's Fegefeuer", "Poetisch auf dem Zahnarztstuhl", "Schlaflos in den Frühling", hach und das waren nur einige der Titel, die die letzten Wochen beschreiben können. Dieser Monat war mal wieder einer dieser Monate, in denen jeden Tag irgendwas falsch läuft aber genau das macht alles so geil. 
Fangen wir also an. 

Die letzten Wochen Schule sind so dahingeplätschert, am Wochenende war ich oft in der City, im Shoppingcenter oder hier und da am Strand. Eine Freundin aus der Schule hat mich zu ihrer Ballet Performance nach Subiaco eingeladen. Wie zur Hölle komm ich nach Subiaco, ich hatte keine Ahnung, aber bin einfach einem meiner Lieblings-Mottos gefolgt; wird schon irgendwie klappen. ;) Vor meiner abenteuerlichen Reise bin ich allerdings voller Enthusiasmus zu einem richtig schön angelegten Stadtpark gelaufen, um dort mein Chicken Schnitzel Avocado Käse Sandwich zu genießen. Hab mir nen schönen Schattenplatz gesucht neben einem Blumenbeet, setz' mich gerade ins Gras - und dann passiert es. 
Das Undenkbare des Undenkbaren. 
Der Albtraum eines jeden.
Ein entsetzlicher Vorfall.
Das Grausamste der grauenhaften Dinge überhaupt. 
Eine bodenlose Ungehörigheit. 
Namens Vogelscheisse. 
Auf meinem Kopf. 
Fürchterlich, ich sag's euch. 
Mitten in der Stadt, und natürlich hatte ich keine Taschentücher dabei. 
Natürlich. 
Ratlos hab ich dann versucht, mir mit dem Sandwichverpackungspapier zu behelfen, bis ich was besseres in die Hände bekam. Hach ja, sowas passiert auch nur mir. Manchmal hab ich so das Gefühl, das Schicksal lässt diese Dinge absichtlich mir passieren, um mich zum Lachen zu bringen. 
(Nach Subiaco bin ich noch problemlos gekommen und auch meine Frisur konnte ich glücklicherweise retten). 
Das Prachtwerk meiner Nachtschicht


Ich hab ja letztes Mal von der Playgroup in Childcare erzählt, dieser in-school Kindergarten für die Schüler, jedenfalls mussten wir ja ein Buch mit Berichten und Fotos über diese sieben Wochen gestalten. 
Ich glaub, ich muss garnicht mehr erläutern, wie es dazu kam, dass ich am allerletzten Tag vor Abgabe des Buches die gesamte Nacht komplett durchgemacht habe und mein Zimmer in ein kreatives Schlachtfeld verwandelt hab. Du könntest meinen, hier hätten sich Picasso und Da Vinci den Flüssigkleber um die Ohren gehauen - aber ohne Witz, ich übertreib nicht, ich hab verdammte 12 Stunden an diesem Buch gesessen und dabei zu Eminem gerappt bis die Sonne mein Zimmer wieder in warmes Morgenlicht getaucht hat. Herrlich. 
Aber ich kann so am besten arbeiten, alles in letzter Sekunde, da lauf' ich auf Hochtouren, unter Druck funktionier' ich auf Fingerschnips. Und siehe da, das Buch ist pünktlich fertig geworden und ich bin mit einer halben Stunde Schlaf auf in den letzten Schultag vom dritten Term. Und dreimal dürft ihr raten; da der Großteil der Leute in Childcare ihr Buch noch nicht mal halbwegs fertig hatten, haben wir einfach mal locker flockig die GESAMTEN FERIEN VERLÄNGERUNG BEKOMMEN.  Ich saß da, sprachlos, halb am Schlafen, halb am Lachen, und dacht' mir nur so, ist das jetzt euer vollkommener Ernst, Leute. Universum. Ist mein Leben irgendwie 'ne außerirdische Komedieshow oder so? 

Die Year 12's haben nun offiziell graduated. Allerdings gibt's hier keine Mottowoche oder Abistreich sondern einfach nur den letzten Tag, Mock up Day, an dem sich alle Year 12's verkleiden und ne Modenshow machen vor der Schule. Ich muss sagen, obwohl die Atmosphäre nicht wirklich inspirierend war, die Kostüme waren allererste Sahne. Dabei war die Freiheitsstatue, die Minions, Katy Perry, etliche Charaktere aus Horrorfilmen oder generell Filmen, richtig geil gemacht, ein Typ ging als Bier, ich konnt' nich' mehr. 

Naja, das war das, und so fingen die zweiwöchigen Frühlingsferien an. Brace yourselves, ich hab so viel Scheiße erlebt ey :D (entschuldigt meine Ausdrucksweise, wie immer ;)). 
Und ich kann mich sogar noch daran erinnern, was ich gemacht hab, stellt euch das mal vor! Das menschliche Gedächtnis, überrascht einen doch immer wieder. 
ich kann diese Bilder förmlich riechen

Also, erster Ferientag, Familienausflug mit meiner Hostmum, Hostsis und der Frau des Bruders meiner Hostmum zum Araluen Botanic Garden, um die Wildflower Pracht zu bestaunen. Und gestaunt haben wir allerdings; und das waren die dunklen Wolken, die uns mit Regenschauern gesegnet haben. Phänomenal. Australisches Wetter, wie ich es liebe. Impulsiv, leidenschaftlich und unberechenbar. Klingt ja wie ich. Aber zurück zum Thema. ;) Der Park war trotzdem schön, ich war noch nie in den Perth Hills, und das ist alles total schön angelegt, kleine Weg'chen und Pfade und Wasserfällchen und Blümchen und Klee, der sich wie eine Decke über den Wald gelegt hat.. 
Am Sonntag hab' ich eine meiner Lieblingsaktivitäten verfolgt; nämlich garnichts. Immer wieder schön. Dafür war ich Montag bei Scott, ein Kumpel aus English und Tourism, und er hat mich zu Doctor Who introduced (die Grenzen zwischen English und Deutsch verschwimmen immer mehr…). 
ja, das sind leuchtende Pferde mit Neonmantel
Den Dienstag hab' ich mit Victoria auf der Perth Royal Show verbracht. Die Perth Royal Show ist wie 'ne gigantische Kirmes mit integrierter internationaler Farm, Pferdespringturniere, Schweinerennen, Action-Motorbike-Show, erheblich vielen Showbag-Ständen und Buden, Hundeshows und einem 20 Minuten langen Abschlussfeuerwerk. Jede australische Metropole hat glaube ich jährlich so eine 7 Tage lange Royal Show. Ich bin schon um 7.30am aus dem Haus, zum Zug, Victoria ist zugestiegen, wir haben uns kurz in der Innenstadt was zu Trinken gekauft, angekommen an den Showgrounds mit dem Zug gegen 9am. Die Mengen verteilten sich schnell da das Gelände wirklich gigantisch gewesen ist. Aber schmunzeln musste ich doch, als wir im "Streichelzoo" angekommen sind und 'ne ansehnliche Anzahl von Leuten jeder Altersgruppe eine einzelne stinknormale Kuh umzingelt hat und ihre Kinder mit ihren super feschen Smartphones vor dieser heu kauenden Kuh verewigt haben. Oh mein Gott, eine Kuh. Welch ein unfassbares Wesen. Ich wollte einfach schon immer mal einer echten Kuh gegenüber stehen. Nun ist mein Leben komplett. - aber naja, genauso schmunzeln wahrscheinlich die Australier über all die Touristen und den Kängurus. Und da spiel' ich ja in der ganz hohen Liga mit. ;) *hust* 
Der Tag nahm seinen Lauf, und je höher die Temperatur in die Höhe kletterte, desto mehr bereute ich die Wahl einer langen Jeans anstelle von Shorts. Getränke waren haarsträubend teuer, eine 400ml Wasserflasche nicht unter $4. Gegen Nachmittag wurde es so brechend voll, dass man in manchen Wegen in Schneckentempo hin- und her geschubst wurde und dauernd von irgendwelchen Leuten betoucht wurde. Ich hab dann doch noch meinen inneren Frieden gefunden, als wir nach 8 Stunden endlich den Henna-Tattoo Stand gefunden haben. <3 <3 Und das Feuerwerk war auch legen- wait for it. Dary (How I Met Your Mother hat dieses Wort für mich unaussprechlich gemacht. Vielen Dank auch.) 
eine Tekla auf unserer Terrasse
Mittwoch hatte ich dann wieder einen Ruhetag, wobei ich mein Zimmer ein bisschen aufgeräumt habe *Applaus*. Das ist wirklich einen Applaus wert. Es waren Staubflusen unter meinem Bett, so groß wie ne Monsterspinne. Und die echte Monsterspinne ist bestimmt auch hier irgendwo. Bin ganz froh, dass mich bis jetzt bewusst noch keine in meinem Zimmer besucht hat. 
Omg, da muss ich euch erzählen, als ich letztens den Garten gewatered hab, die Dämmerung war schon im Endstadium, da blick' ich auf zum Zaun und plötzlich kriecht da ein fettes, schwarzes Etwas entlang. Es brauchte einige Sekunden, bis ich schließlich erkannte, dass es sich bei dem fetten, schwarzen Etwas um eine übermäßig handflächengroße, haarige, australische Spinne handelte. Mein erster Gedanke, du lieber Himmel, die gibt's ja wirklich. Zweiter Gedanke, das wird mir doch niemand glauben. Sofort bin ich reingehastet und hab nach meiner Kamera gegriffen. Ich war nicht länger als eine Minute abwesend, und doch hat diese dreiste Spinne es geschafft, außer Reichweite zu gelangen. Weit und breit nichts zu sehen. Sogar auf den Tatortfotos, die ich später genauestens am Laptop milimeterweise abgesucht habe, nichts. 
sich auflösende Mondfinsternis, live aus unserem
Hintergarten
Die einzige Theorie, mit der dieser Vorfall zu erklären ist: die Spinne war außerirdisch und hat ihren temporären Besuch der Erde genutzt, Eier zu legen, hat sich unsichtbar gemacht und wartet jetzt in ihrem Ufo gemütlich, bis ihre kleinen Spinnenteufelchen schlüpfen und die Menschheit vernichten… - Ich guck' eindeutig zu viel Doctor Who. 
Am Donnerstag hat meine Gastfamilie mich mit in den Zirkus genommen. Das war überraschend gut, mit Akrobaten und Pferden und so. 
Und dann kam Freitag. Es war zur Abwechslung mal richtig schönes Wetter, so 23 Grad und blauer Himmel mäßig, und ich dachte mir, lass' doch heute zum Strand laufen. Das hätte mit den Fahrrad 15 Minuten gedauert, aber nein, ich will ja 50 Minuten lang laufen. Und weil so schönes Wetter ist, zieh' ich mal auch gar keine Schuhe an. Denn die braucht man ja nicht, wenn die Sonne scheint. Is' ja logisch. 
Es war fabelhaft, wirklich, das Wasser war so klar wie noch nie in Perth und hat in türkis blauen Tönen geschimmert, und ich wurde allmählich skeptisch. Noch nichts passiert.
Alles lief nach Plan. Das ist so gar nicht mein Leben. Irgendwo muss mir doch jetzt das Schicksal einen Strich durch die Rechnung machen. Und wie herbeigeschworen, der Rückweg war wie ein Gang durch die Hölle. - Okay, ich übertreib' n bisschen, aber lauft ihr mal eine Stunde lang unter der prallen Sonne barfuß mit drei Wunden unter'm Fuß und Zahnschmerzen auf unerträglich brennendem und mit spitzen Steinchen belegtem Asphalt eine Stunde lang bergauf. Yep. Dementsprechend Tod war ich dann auch als ich endlich angekommen bin. Und 'n leichter Sonnenbrand hat mir eine schöne Tan-line entlang meines Shirts gemalt, die mich bis heute dieses Erlebnis nicht vergessen lässt. 
Und was es mit den Zahnschmerzen auf sich hatte, sollte ich am nächsten Tag auch erfahren. Die wurden nämlich so stark, dass ich die Nacht über trotz Schmerzmittel kaum richtig schlafen konnte. Der Zahnarzt hat mir dann die traumhafte Nachricht überbracht, dass ich eine Zahnwurzelentzündung habe als Nachwirkung von etwas, was in Deutschland gemacht wurde und nun drei großen (und teuren) Behandlungen entgegensehe, die erste (und schlimmste) wurde gleich in derselben Stunde gemacht. Also falls ihr mal jemals in so eine Situation kommen solltet in Australien, ich warne euch, die Betäubungen haben bei mir zumindest richtig schnell nachgelassen, teils sofort nachdem alles fertig war, und so kam es, dass ich, sobald ich den Zahnarzt verlaß, quasi vor Schmerz in Tränen ausgebrochen bin und mich vor Schwindel irgendwo mitten in der Stadt hingekuschelt hab und auf meine Gastmutter gewartet hab'. Normalerweise würde ich ja solche Situationen humorvoll leicht aufs Herz nehmen, aber in dem Moment ging's mir wirklich nicht gut, alles war zu viel, ich wollte nur ins Bett und schlafen und bah. 
Am nächsten Morgen ging es mir emotional sowohl körperlich wesentlich besser, jedoch sah ich auf der linken Gesichtshälfte wie ein kleiner Hamster aus. Oder als hätte ich grad ne Schlägerei verloren. Either way, belustigend. Aber nichts desto trotz bin ich mit Victoria spontan ins Aquarium gegangen und danach mit Frozen Yogurt traditionell zur Brandung und haben 'n kleinen Fotoshoot veranstaltet. Aufgrund meiner Hamsterbacken allerdings nur Fernaufnahmen von meiner Wenigkeit. 
Die zweite Ferienwoche startete am Montag gleich mit einer bösen Überraschung. Mein linkes Auge war richtig angeschwollen, meine linke Gesichtshälfte rosa/violett/rot farben, und ich bin nochmal auf um Zahnarzt. Und ich hätte es kommen sehen sollen. Die gesamte erste Behandlung wurde wiederholt, nochmal desinfiziert etc., Danach bin ich verheult durch die Stadt geirrt bis ich meinen Gastvater und Gastschwester an der Train station getroffen habe. Aber schließlich ist jetzt alles besser, zwar nicht gut, aber besser, und das zählt doch. 
Mit dem Zahnarzt kamen dann aber auch wieder neue Kosten auf uns, also habe ich mich am Mittwoch auf die Suche gemacht. 
Was habe ich gesucht? 
Das Büro meiner Versicherung. 
Hatte ich eine Adresse? 
Nein. 
Natürlich nicht. 
Aus allem wird ein Abenteuer gemacht. Ich bin also los, mit wager Wegbeschreibung meiner Gastmum in ein Gewerbegebiet, bin da zweimal drumherum gelatscht und hab dann angefangen, einfach irgendwelche Leute auszufragen wie so'n Journalist. Aber keiner hatte weder von Allianz gehört, noch wusste jemand wo deren Büro ist. 
Mittlerweile war eine Stunde vergangen. Da dacht' ich mir, geht doch wohl an hier, ich ruf' die jetzt persönlich an und führte ein sehr verwirrendes Gespräch mit einem jungen Allianzherren, dessen Vokabular viel zu professionell für meine bilinguale Seele gewesen ist, und es ist auch nicht so praktisch, neben dem windigen Freeway irgendwelche Nummern auf irgendwelchen ständig wegfliegenden Formularen zu suchen. Kompromiss: er mailt mir ne Liste mit Adressen der Büros zu. Nachdem ich meinen Nachnamen tausend mal neu buchstabieren musste (was mir hier ständig passiert), wartete ich nun vergeblich auf diese Email, die bis heute nie ankam. (Und wenn er nicht gestorben ist, dann buchstabiert er noch heute meinen Nachnamen falsch.) 
Back to the beginning. 
Ich watschel wieder rum und folg Wegbeschreibungen der Leute, bis ich auf einem Unigelände mit hübschem See lande und mich ein lokaler Professor zum University Info service leitet, die mir allerdings auch nur die Allianz Nummer geben konnten, die ich selbst schon hatte (an dieser Stelle waren zweieinhalb Stunden of pointless wandering herum und ich konnte mich nur amüsieren über meinen typischen Misserfolg). 
Nein, den Mann kenn ich nicht. 
Ich dachte mir, was kann jetzt schon noch schief gehen, und bin geradewegs zum Rathaus spaziert. Die dort arbeitende Frau war sichtlich ratlos, sodass ich ein zweites Mal bei Allianz angerufen habe, ich will doch nur meine doofen Zahnarztkosten zurück, und dieses Büro scheint ja angeblich in den geheimen Katakomben von Perth versteckt zu sein. 
Und jetzt dürft ihr dreimal raten, was mir die Frau freundlich am Telefon verkündet. 
I'm sorry but we don't actually have an office anywhere in Australia except Sydney. 
NATÜRLICH. 
Wär' ja auch zu langweilig gewesen, wenn es doch eins gegeben hätte. Aber diese Versicherungsjagd hat mir wenigstens 'n bisschen Bräune und bessere geographische Kenntnisse geschenkt. Immer das positive in allem sehen! ;) 
Donnerstag hatte ich meinen English Exam, dazu schreib ich ein ander Mal etwas, weil dieser Post jetzt schon Romanumfang erreicht. 
Freitag bin ich mit Victoria in die Stadt und hab mir spontan einen leere Pappkarton gekauft. 
Ich hab meine Lebensaufgabe
gefunden
Jetzt denkt ihr auch, ich hab alle meine Tassen verloren auf der Suche nach nicht existierenden Versicherungen.
Nene, das is' für mein Paket nach Deutschland ;) so verrückt bin ich nicht. Noch nicht. 
Aber ich habe die Erkenntnis gewonnen, dass man sich mit einem Pappkarton unter'm Arm so viel erfüllter fühlt, ganz unabhängig ob der leer ist oder nicht. Also falls ihr euch mal wertlos oder unwichtig fühlt, kauft euch einen Pappkarton und spaziert mit ihm durch die Stadt, you know, casually. Ich mach' gerade echt keine Witze, dieser Karton hat meinem Tag so viel mehr Bedeutung gegeben, und ich weiß gar nicht wirklich, warum überhaupt. 
Vielleicht ist der Trick im Leben, selbst wenn du dich ungebraucht fühlst und keine Aufgabe hast, tu so als hättest du eine. 
Und trag leere Pappkartons durch die Gegend.  

Sonntag haben Victoria und ich Fremantle einen Besuch abgestattet. Aber natürlich war die Train Linie gesperrt sodass wir die lange und enge Busfahrt auf uns nehmen mussten. Hach, Leben ist so müßig, nicht wahr? Ich hab das Gefühl, mehr als Essen haben wir in Fremantle gar nicht großartig gemacht.. ah doch, wir haben den heißesten Typen überhaupt gesehen, einen richtig talentierten Straßenpianisten in unserem Alter, der ständig zu uns rübergeguckt hat. Da schlägt mein junges Herz doch Purzelbäume. 




Heutige Erkundungstour - vor dem Sturm

Sooo, das war eine sehr detaillierte Beschreibung meiner Ferien. Für alle, die immer noch dabei sind, geil! Ihr seid die wahren Leser. Geht raus und kauft euch den Keks, den ihr verdient.
Seit einer Woche ist schon wieder Schule. Ich war heute (Samstag) auf Erkundungstour. Von Scarborough Beach nach Hillarys. 17 Kilometer oder so, am Strand entlang, das fabulöseste Wetter denn je. Ich bin auf Felsen bei einem Riff geklettert und hab' ein höhlenartiges Versteck entdeckt, eingekreist und geschützt von den Felsen gegen die die starken Wellen gebrochen wurden. Da saß ich 'ne Weile und hab' kleine Krabben beobachtet, die dort zuhause waren. Das Meer reflektierte heute die schönsten Blautöne, die ich jemals gesehen hab. Der Tag war perfekt, und nicht mal der plötzliche Tod meiner Kopfhörer konnte ihn mir verderben. 
ich war nasser als ich ausseh'

Hinter und vor mir bahnten sich dunkle Wolken heran, die schon fleißig auf die Erde regneten und meine böse Vorahnung wurde bestätigt in dem heftigen Gewittersturm, der mich schließlich auf der Hälfte des Weges überfiel.
Natürlich. 
Ich hab' die Wolken schon kommen sehen. Meine Kamera konnte ich noch in eine rein zufällig mitgenommene Plastiktüte retten, bevor ich innerhalb von zwei Minuten vollkommen durchnässt wurde. Ich konnte meine Klamotten auswringen, die Tropfen taten auf der Haut weh und ich konnte kaum weiter als drei Meter schauen, so stark hat es gestürmt. Aber ganz ehrlich Leute, ich hab' lange nicht so herzhaft lachen müssen wie in dem Regensturm da heute Nachmittag. 
Nach 15 min hab ich dann Unterschlupf in einer Umkleide am Strand gefunden, in der ich bei Blitz und Donner mein Mittag gegessen hab bevor ich meine Tour als Eisklotz vollendet habe. 
Es dämmert mir, als hätte da oben irgendjemand all diese Ereignisse zurecht gelegt, um mich aufzuheitern. Danke, Schicksalgott! Ich teile deinen Sinn von Humor. 
Und nun ist es gleich 1 am, und ich sage Gute Nacht. 
Hoffe, ihr hattet alle auch einen schönen Monat und ab und zu mal einen Grund gehabt zum Lachen und wenn nicht, dann hoffe ich dass dieser Post das vielleicht geändert hat. xoxo 



Freitag, 12. September 2014

Von Killerhühnern und Liebesspielchen im Gebüsch

Ich hab vor ein paar Wochen eine Australien-Wolke gesehen und komm da immernoch garnicht drüber weg. Die war einfach so am Himmel, so voll plötzlich, mega geil. (siehe Bild). Und ich denk so, mensch, das musst du jetzt aber fotografieren und der Welt da draußen zeigen. 
Also, Wolke, this ones for you. Ich hoffe, du fühlst dich geehrt da oben am Himmel. Cheers! 


Und damit ein recht wolkiges Hallo zu einem neuen Blogpost, tut mir Leid, wie immer, dass der wieder auf sich hat warten lassen aber ihr wisst ja, wie das so ist mit den betrunkenen Philosophen und paranoiden Malern die sich ihr Ohr abhacken und das größte Meisterwerk des Jahrhunderts malen. Aber zurück zum Thema. 
Wir schreiben mittlerweile September.  SEPTEMBER. 
Das ist der neunte Monat dieses Jahres. (Ein Hoch auf meine mathematischen Fähigkeiten). Der neunte Monat, Leute! Ich bin schon neun Monate in Australien? Aka eine Schwangerschaft?! (und hier nehmen wir mal alle das Hoch auf meine mathematischen Fähigkeiten wieder weg. Denn wer ein Gehirn hat, müsste jetzt bemerkt haben, dass es eigentlich acht Monate sind. *hust*). 
Also, der Austauschschüler, der damit total klar kommt, wie die Zeit vergeht, und alles realisiert und so voll alles im Griff hat, shall not be trusted. 
Ich hab letztens irgendwann vor Ewigkeiten die 200 Tage Grenze passiert. Ab jetzt sind die Tage, die mir noch übrig bleiben, weniger als die, die ich schon hier bin. Ich werde Australien übrigens Ende Januar verlassen, da ich verlängere um einen Monat um noch Weihnachten, New Year und Sommer hier verbringen zu können. Kurz für die records: Schule endet Mitte November. Das bedeutet zwei Monate Sommer(brände), (Todes)sonne, 50 Grad im Schatten und viel, viel Sonnencreme. Und ich freu mich schon :) Das wird cool.

Anfang  August ist meine Gastfamilie von ihrem einmonatigen Europaurlaub wiedergekommen. Das war richtig schön, sie wiederzusehen. Ihr kennt ja bestimmt den Spruch, man realisiert erst, wie wichtig einem jemand oder etwas ist, wenn man's verliert. Ich finde aber, man realisiert erst, wie wichtig einem jemand oder etwas ist, wenn man's verliert und dann wiederbekommt. Ich hab sie hier alle richtig lieb und fühl' mich daheim und bin so froh, hier sein zu können. 
However, Term 3 ist schon voll im Gange. Die ersten Assignments wurden schon eingereicht und alles plätschert so vor sich hin. Nur noch drei Wochen Schule, dann ist auch das dritte Viertel des Schuljahres um und ich hab zwei Wochen Frühlingsferien. Oh dear. 
Was ist noch so passiert? 
Ich sitz gerade in meine Bettdecke gekuschelt in meinem Bett, es ist Freitag, 23 Uhr abends, alles dunkel, Fenster auf, ich lausch' ein paar Grillen draußen während frische kühle Nachtluft in mein Zimmer zieht...
Letzten Sonntag war ich mit Victoria in der Stadt, eigentlich nur um bisschen was zu essen und so rumzuhängen, ja, das war der Plan, wir endeten dann up beim Selfie machen im Museum mit ausgestopften Robben und Elchen, sind auf der Suche nach Frozen Yogurt in CottonOn (Klamottenladen) hängengeblieben und ich hab um die $100 Dollar ausgegeben insgesamt. Ugh. Aber wir haben auch den besten Milkshake/Coffee/IcedChocolate Shop in Perth gefunden. Iced Chocolate for the win! 
Außerdem hab ich mir in einem Touristenshop eine Australia College Jacke in den Nationalfarben gekauft, siehe Bild. Da is auch die Flagge drauf aber da sind meine Hände vor. Diese Jacke ist mein Herz und meine Seele. Genau wie Sherlock (BBC Version). Obsessions meine Freunde, obsessions. 
Meine kleine Gastschwester hatte letztens auch ihren dritten Geburtstag. 
Okay, letztens bezieht sich in diesem Fall auf Anfang August, haha. Is schon klein bisschen her ;) Glaubt mir, ich hab noch nie in meinem Leben so viel Pink gesehen. 
Ich hab mich dazu bereit erklärt, den Kindern das Gesicht zu bemalen mit Face paint Farben. Und bin danach richtig auf den Geschmack gekommen und mir auch einen kleinen Overlook gegeben. ;) war wieder so eine dieser Mitternachts-superkreativ-Phasen.
Außerdem war ich die letzten zwei Wochen Hühnersitten. Des Nachbars' sechs Hühner brauchten eine Mama aufgrund des Nachbars' Urlaubsreise, und weil ich ja so ein liebes Kind bin, hab ich mich dazu bereit erklärt, unwissend, was ich auf mich genommen habe. Und versteht mich nicht falsch, ich liebe Hühner, die sind flauschig und machen recht amüsante Geräusche, aber alles andere ist einfach… gah. 
Die Killerhühner und ich im Zweikampf
Also erstmal, ich hab' noch nie so viel Panik gehabt in meinem Leben, außer vielleicht wenn ich im Dunkeln zu meinem Bett laufen muss. 
Dieser kleine Hühnerstall, in AUSTRALIEN, das Australien mit den fünftausend Ameisenarten und tödlichen Spinnen und Killerkakerlaken und wat noch all. 
Diese sechs Hühner haben mir den Todesblick zugeworfen. Ich war fest davon überzeugt, dass sobald ich denen in die Augen gucke, greifen die mich an und zerfleischen mich. 
Zweitens, SPINNEN. Muss ich dazu noch mehr sagen? 
Über mir, unter mir, neben mir, vor mir, hinter mir… es war wie im Dschungelcamp, ehrlich. Ich musste beim Betreten des Stalls mit einem BESEN in der Luft herumfuchteln um den Weg von Spinnenweben zu befreien. Und dann da durchlaufen. Da, wo noch einige Minuten vorher fette Spinnen genüsslich ihr Leben gechillt haben. 
Dazu brauch' man schon Eier. 
Apropos Eier, die hab ich auch sammeln dürfen. Nicht meine eigenen, ich meine die der Hühner. Und glaubt mir, beste Tätigkeit meines Lebens. Hätte glatt anfangen können, We are the champions zu singen sobald ich aus dem Stall raus war ohne eine Spinne auf mir zu finden, mit diesen noch warmen Eiern in der Hand. 
Wir hatten definitiv unseren Spaß ;) 
Gestern hatten wir Sports Carneval in der Schule. Das ist wie Bundesjugendspiele, nur freiwillig und mit mehr Teamgeist. Die Schulen sind in vier "Häuser" aufgeteilt, diese Häuser treten gegeneinander an, jedes Haus hat n eigenes Motto wie zb Tiger oder ne Farbe und alle ziehen sich dementsprechend an. 
Ja, nun ja, mit dem Teamgeist da hat's meine Schule nich so. Oder das ganze freiwillig zu machen, war ein Fehler. 473 Absentees allein aus Year 11. Inklusive mir. 
Wer braucht auch schon Sport, pff. ;) 
In Childcare haben wir diesen Term Playgroup jeden Montag. Das ist wie ein Kindergarten, den die Klasse organisiert, und der in der Schule stattfindet, wir haben richtig so Spielzeug, n Bällebad und so. Kinder zwischen 0 und 4 kommen dann für eine Stunde zum Spielen und Basteln. Danach schreiben wir Berichte über deren Verhalten und die Aktivitäten und wie die das gefördert hat und so. Find ich ne echt gute Sache. Deutsches Schule, hier bitte ne Scheibe abschneiden. (Aber bitte, bitte nicht vom Rest des Schulsystems hier!!)

Oh, achja, eins noch! Als ich mit Vic in der Stadt war, haben wir nen süßen kleinen Park gefunden, und während wir da so rumlaufen, fällt uns auf, dass da eine Tasche einfach so auf dem Rasen liegt. 
Ich joke noch herum von wegen da is ne Bombe drin, während wir da vorbei laufen, als Vic plötzlich aufs Gebüsch pointet (sorry,ich streng mich wirklich an aber mir fällt das deutsche Wort beim besten Willen nicht ein). Der busch hat gewackelt.
Keine Magie, kein Public Prank, neeee. Pustekuchen. 
Wir warteten in sicherer Entfernung, bis sich der lebendige Busch als ein Päärchen entpuppt, dass sich gedacht hat, ach, warum treiben wir's eigentlich nicht mal im Gebüsch, ist doch ganz nett, und frische Luft ham wa auch. 
Diese Schlingel. 
Keine Sorge, Mama, kein FSK18+, die Kleider hatten'se schon wieder am Leibe, lediglich ein paar Blätter im Haar hätten auf ihre schlingelige Tätigkeit hinweisen können. 
In Australien sind die Leute wirklich locker drauf. Vielleicht ein bisschen zu locker. ;) Ich fand's ganz amüsant, vielleicht erheitert meine Entdeckung ja auch den ein oder anderen unter euch. 

*!!Achtung!! Sentimentaler langer Text folgt* 
Jetzt, nach acht Monaten in Australien, fühlt sich alles so ungaublich heimisch an. Ich kenn die Buszeiten auswendig, könnte im Schlaf zur Trainstation laufen und weiß, welcher Milkshake bei Boost am besten schmeckt. 
Und ich hätte nie gedacht, dass einem ein einst fremder Ort und fremde Leute so ans Herz wachsen können. 
natürlich, ja klar steh ich auf dem Dach was denkstn du. duh. 
Ich träume in letzter Zeit auffällig häufig vom Zurückkehren nach Deutschland. In manchen Träumen treff' ich irgendwelche Stars am Flughafen, in manchen hab ich jegliche Getränke vergessen und muss ohne Wasser nach Deutschland kommen, in manchen verpass' ich alle möglichen Flugzeuge und hab keinen Koffer, - der Punkt ist aber, ich bereite mich langsam mental darauf vor, diesen Ort zu verlassen. Auch, wenn es noch vier Monate sind, der Tag des Abschiedes wird schneller kommen als mir Recht ist. 
Ich kann mir nur wage vorstellen, wie es sich anfühlen wird, Australien aus dem Flugzeug langsam hinter mir verschwinden zu sehen, und ein paar Stunden später in meinem Bett in Deutschland zu liegen. 


Es ist alles wie ein Film, ein Traum. Ich bin hier, und plötzlich bin ich auch schon woanders. 
Und all die Menschen und Orte, mit denen ich hier eine tiefere Bindung aufgebaut habe, werden wieder aus meinem Leben gerissen. 
Auf der einen Seite ist es aufregend, das ganze Reisen, immer an neuen Orten sein, neue Leute kennenlernen, sich neuen Abenteuern stellen. 
Zu lernen, wann du dem Ozean lauschst und wann du selbst der Ozean bist. 
Aber auf der anderen Seite ist es unglaublich schwierig, zu akzeptieren, dass nichts für immer anhält und dass man sich nur kaputt macht, wenn man an Erinnerungen oder Menschen krampfhaft festhält und den nächsten Schritt nicht wagen mag. 
Aber das Leben ist eine einzige Treppe. 
Bleibst du stehen, kommst du nicht weiter. Logischerweise. 
Und nicht für alles und jeden ist Platz auf der nächsten Stufe. Manchmal musst du Leute zurücklassen, und dankbar sein, dass sie für eine Weile dein Leben verschönert haben. 
Und das ist es dann.
Schöne Schmetterlinge, schönes Essen und eine
schöne Kulisse auf dem Heimweg vom Ballett 
Und du drehst dich um und gehst weiter und es werden neue Leute kommen und diese neuen Leute wirst du wieder in dein Herz schließen.
Aber ich will bestimmte Leute nicht zurücklassen. 
Was ich hier gefunden habe, ist eine zweite Familie. Eine kleine Schwester. Freundschaft. Liebe. Glück und Trauer. 
Ich hab' Angst vor dem schwarzen Loch, in das ich fallen werde, wenn ich all das plötzlich aufgeben muss. 
Und ich weiß nicht, wer mir eine Leiter reichen wird, damit ich aus dem Loch wieder herausklettern kann. 
Ich bin noch nicht bereit, dieses Jahr in Digitalform an meine Zimmerwand zu pinnen und weiterzugehen. 
Das macht mich hier häufig mental 'n bisschen sentimental. Aber es sind ja noch vier Monate, und die werden erstmal richtig geil. 

Falls ihr immernoch nicht genug von mir habt, schaut mal auf meinen YouTube Kanal vorbei, ich fange jetzt an, da häufiger Videos zu posten zu verschiedenen Dingen :) Hoffe, euch geht's allen gut und wenn nicht, dann hoffe ich, dass sich das Leben bald wieder für euch richten wird. <3 (sagt man das so? gott mein Deutsch ey..) 
*hier geht's zu meinen Videos*

Und bevor ich mich verabschiede, muss ich nochmal klarstellen, ich hab die Hühner lieb und hab auch nicht mit ihnen gekämpft haha, nicht dass hier falsche Bilder entstehen, wir haben eine durchaus gesunde Kurzzeit-Beziehung geführt, alles gut, keine Sorge, ich liebe Hühner ;) 

Anna xo

Sonntag, 27. Juli 2014

Winterschlaf

Ja, ihr traut euren Augen recht. 
Ich bin aus der ewigen Tiefe meines einmonatigen Winterschlafes zurückgekehrt und es tut mir wirklich Leid, euch junge und nicht mehr so junge fernweh-kranke und wissensdurstige Seelen hängen gelassen zu haben. 
Und ich hab' nicht mal ne gute Ausrede. 
Sonst hätt' ich ja sagen können, eeey ich war auf ner Expedition in die Antarktis, oder bin einmal die Küste hoch oder wurde von Aboriginals adoptiert oder noch besser, bin zum Stamm der Kängurus mutiert und hab' mir einen Pelz wachsen lassen, Aliens sind in mein Zimmer eingebrochen und haben meinen Laptop samt Internetrouter entführt und ich musste in eine ferne Galaxie und ihn mir zurückholen, im Kampf mit glibrigen Schleimmonstern und Sonnenstürmen und so was. 
Aber nein. 
Mit dem Baby im Aquarium und ein Schulgebäude unten
Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist und mir jegliche Inspiration genommen hat. Aber für mich ist dieser Blog fast schon wie ein eigenes kleines Buch und ist mir wichtig und ich möchte ihn nicht zu einem Zwang werden lassen, ich möchte mich nicht aufraffen müssen und zusammenreißen, und das Blogschreiben zu einem unangenehmen Muss werden lassen. Deshalb hab ich entschieden, das einfach ne Weile gehen zu lassen, läuft ja nich weg, und wenn ich wieder in Schreibelaune bin, fütter' ich euch wieder mit 'nem halben Roman.
Und dieser Post wird ein halber Roman, also holt euch Popcorn, Cola, geschmolzene Schokolade, Shrimps, Nudeln, Chips, Marshmallows, zündet das Campfire an, bindet die Pferde an und holt die Kinder rein, die Geschichte beginnt. 

Also. Mein letzter wirklicher Blogpost hört damit auf, dass Term 2 beginnt, und ich rekonstruiere alle darauffolgenden Geschehnisse jetzt anhand meiner iCloud und Fotografien, denn auch ein junges Gehirn wie meines hat so seine Macken. 

In der Schule haben wir neue Themen bekommen, manche interessant, manche eher weniger.
In Tourism haben wir zum Beispiel jetzt Aboriginal Culture abgehakt und konzentrieren uns jetzt auf Workplace Safety. Heißt: "Achtung, da ist ein Stuhl im Gang, das ist eine große Gefahrenquelle und sie muss unverzüglich der verantwortlichen Kontrollperson berichtet werden, bevor sich jemand ernsthafte Verletzungen zuziehen könnte." - ach, sag bloß. 
Meine Millionen Känguruselfies
Naja, so ganz ist es dann doch nicht, zumindest nicht in allen Fällen, aber ich sitz' da auch oft nur und denk' mir, dieses Fach sollte uns doch eigentlich die Tourism und Business Branche attraktiv machen und uns werben. Aber stattdessen überzeugt es uns alle nur mit jeder weiteren Stunde, wie sehr wir alle NIEMALS in diese Branche einsteigen wollen. ;) 
In Drama hatten wir Monologe, also Selbstgespräche, eines meiner persönlichen Talente haha ;) und ich habe in meinem Endwerk eine schizophrenische paranoide Insasse einer Psychatrie verkörpert. Anscheinend mit Erfolg, wie mir viele gesagt haben. :) 
In Art werden wir dieses Semester unser eigenes Kostüm herstellen.
In Health konentrieren wir uns auf die mentale Gesundheit, positive und negative Seiten, was ich persönlich richtig interessant finde, weil es ein bisschen Psychologie anhaucht :) 
Kings Park and Botanic Garden
In English ging es im zweiten Term rund um The Perks Of Being A Wallflower, Buchanalyse und darüber dann einen Essay. Und in Childcare hatten wir Babys.
Ja, diese elektronischen Babypuppen, die mit genug Sensoren ausgestattet sind, um jede falsche Bewegung die du machst, aufzuzeichnen. Stellt euch im Grunde vor, drei Tage lang mit Oma's hochwertvoller Porzellanvase herumzulaufen. 
Nur, dass dich die Vase nachts um 3 schreiend aus dem Schlaf ruft, um gewogen oder gefüttert zu werden.
Ja, es waren definitiv nicht meine erholsamsten Nächte aber meine kleine Gastschwester hat meine temporäre Mutterschaft auf jeden Fall genossen. Sie hat ihre kleine Babypuppe geholt und der Blick in ihrem Gesicht, wenn mein Baby anfängt, zu schreien (was um ein Haar echt klingt) war einfach nur priceless. 
Perth City
Ich hab mich mit diesem Baby auch in die Öffentlichkeit getraut, und zwar ins Aquarium mit meiner Gastfamilie. Das Gute an Australien ist, jeder kennt irgendwen, dessen Freundin davon die Tochter der Cousine, ja die hat so ein Projekt auch schonmal gehabt. Das erleichtert es dann um einiges, wenn du diese Puppe wie ein echtes Baby behandelst. Es hat sich aber gelohnt: Ich hab 96 % in dem Projekt bekommen und bin voll und ganz zufrieden. :) 

Das wars mit dem schulischen Teil. Ich hatte nur ein paar wenige Wochen Schule, bevor die Ferien begonnen und hab die Wochenenden mit Parkbesuchen und Spaziergängen und - ihr kennt mich - Shopping ausgestaltet. Und Gott glaube es, ich hab' mir endlich eine vernünftige Winterjacke angeschafft. 
Winter in Australien kommt mir gefühlsmäßig vor als wär' ich in Alaska. Mit ununterbrochenem britischem Regen haben wir gleich drei Länder in einem. 
Scarborough Beach and Walk to Hillarys Boat Harbor
Die Frage der Fragen ist für mich nur hier immer, was zum Teufel soll ich anziehen. Nennt mich typisches Mädchen in diesem Kriterium, aber jeder Austauschschüler mit dem ich darüber geredet habe, ist meiner Meinung. 
Das Wetter schlägt von 10 Grad und Sturzregen auf Karibikhimmel und 30 Grad mit strahlendem Sonnenschein um, innerhalb 30 Minuten. 
Und das witzige ist ja, die Australier rennen alle unterschiedlich rum. Manche mit Pelz und Schal und andere in Caprihose und Tshirt. Als wäre sich keiner so richtig sicher, ob es jetzt kalt ist oder nicht. Also ich kann mich über den Kleidungsstil der Leute hier stundenlang amüsieren. 
Wie auch immer, also der Juni neigte sich dem Ende zu, und ich hab die vereinzelten Sommertage zwischen diesem regnerischen Grauwetter am Strand beim Sonnenuntergang verbracht. Das ist etwas, was ich auf jeden Fall vermissen werde. 

Der Juni neigte sich dann dem Ende zu, was bedeutete, dass meine Gastfamilie für einen Monat nach Europa reisen wird. Da sie aber ein richtig enges Verhältnis zu den Nachbarsladies haben, ist meine Nachbarin für den Juli bei uns eingezogen. Sie ist total lieb und herzlich. 
Anna im Paradies 
Am 5. Juni begannen dann meine zweiwöchigen Winterferien. 
Und die erste Ferienwoche war richtig geil. Vielleicht kennt ihr noch Hannah, das Mädchen, mit dem ich nach Australien geflogen bin? Wer jetzt nicht faul ist, sucht in meinem Archiv nach meinem Singapur Post haha :D Hannah wohnt in Melbourne und hat mich in der ersten Woche für 5 Tage hier in Perth besucht. 
Wir haben richtig viel Sightseeing gemacht, ich hab ihr die Innenstadt und Kings Park gezeigt, wo wir den schönsten Regenbogen meines Lebens gesehen haben, wir sind von Scarborough Beach 11 km nach Hillarys gelaufen, BARFUSS. Und es wurde richtig schönes Wetter, und ich Idiot hab mich angezogen wie -10 Grad kanadischer Schneefall. 
Wir waren auch nochmal im Caversham Wildlife Park, und jetzt habe ich knappe fünf Millionen Selfies mit Kängurus. Ich hab gefühlsmäßig viel zu viel Geld in dieser Woche allein für Essen ausgegeben. 
Schnappschuss
Donnerstagnacht hat meine Nachbarin Hannah und mich dann zum Flughafen gefahren, wir haben Hannah verabschiedet, und haben uns auf dem Rückweg auch glatt verfahren und sind zwei Stunden später als geplant um ein Uhr nachts erst angekommen. Ich bin tot in mein Bett gefallen und dort die gesamte zweite Ferienwoche liegengeblieben. So geplant hatte ich das nicht, doch mich hat 'ne ziemlich heftige Mittelohrentzündung heimgesucht, und mit heftig meine ich richtig heftig. Ich hab schon viele Mittelohrentzündungen erlitten, aber noch nie so eine. In Australien ist alles eben etwas extremer haha ;) Ich hab also meine Tage mit einem Greys Anatomy Marathon und sozialen Netzwerken herumgekriegt. 
But first - let me take a selfie
Wie ihr seht hab ich's aber ja glücklicherweise überlebt und konnte pünktlich zum ersten Schultag wieder antreten. Der dritte Term hat nun angefangen und ich werd' mindestens einmal am Tag gefragt, welche Fächer ich denn nächstes Jahr wählen möchte. Und eine Sekunde später kommt dann das typische 'Oh man du bist dann ja gar nicht mehr da'. Richtig realisieren kann ich weder dass ich hier bin noch dass ich schon bald nicht mehr hier bin. In ein paar Tagen ist schon August, das heißt sechs Monate bleiben mir noch. 

Da besonders der Halbjahresaufenthalt in Australien beliebt ist, möcht' ich dazu kurz nochmal was sagen. 
Bisschen Tourist sein
Ich bin unglaublich froh darüber, mich für ein gesamtes Jahr entschieden zu haben. Denn auch, obwohl ich viele Erfahrungen und Entwicklungen gemacht habe, hätte mir ein halbes Jahr einfach nicht gereicht. Da ist noch so viel auf meiner Liste, was ich hier gerne machen möchte. Ich finde, die ersten sechs Monate sind perfekt zum Einleben, sich einen Platz suchen und ein Umfeld kreieren. Was danach kommt, ist zum Genießen. Deshalb, ein Rat von mir; bleibt so lange, wie es nur möglich ist! 
Und macht euch keine Sorgen um so Sachen wie Freunde finden, Heimweh oder sonstiges. Lehnt euch einfach zurück und stresst euch nicht und freut euch auf das, was kommt. Ihr könnt absolut nichts falsch machen. Egal, was passiert, ihr werdet daraus lernen. 

Die ganzen Bilder hier an den Seiten sind übrigens alle von der Woche mit Hannah und mir, bis auf das mit dem Baby im Aquarium haha. 
Ich weiß, die Fotos sehen alle aus als wäre es mega geiles Wetter, alles voll lustig und toll und perfekt, aber lasst euch bitte nicht vom Schein täuschen. 
Ich meine, klar waren die Tage super schön, ich will nur sagen, das Auslandsjahr besteht nicht nur aus solchen Tagen. Das ist nur das, was ich hier berichte, aber es sind genauso viele Tage, an denen einfach überhaupt nichts passiert. Ich will euch nur sagen, erwartet nicht mega viel Excitement und dass ihr jeden Tag aus'm Häuschen seid. 
Haha, bei uns ist gerade full house, die Familie meiner Nachbarin ist zu Besuch für ein paar Tage und irgendwelche Tanten und Leute, die ich noch nicht einordnen kann in den großen Familienstammbaum, sind zu Besuch. Ich sitz in meinem Zimmer am "Hausaufgaben machen". ;) Muss noch warten, bis mein Schullaptop aufgeladen ist, damit ich das Dokument da runterziehen kann. 
Denkt jetzt aber nicht, ich bin voll unsozial hier, ich saß vorhin zwei Stunden mit denen am Tee trinken und kann jetzt eh nichts machen. 
Und meine Tür ist eh offen. Die ist eigentlich immer offen! Das ist noch so ne Sache, in Deutschland hatte ich das immer abgrundtief gehasst, wenn meine Tür offen war, aber hier symbolisiert es Privatsphäre, aber trotzdem Offenheit und Teilnahme am sozialen Geschehen hier im Haus. Und: wenn ich wirklich meine Ruhe haben will, haben wir ausgemacht, soll ich die Tür schließen, dann wissen alle Bescheid und kommen nicht rein. 
Sowas erzählt irgendwie nie jemand auf seinem Blog, das sind so die kleinen Dinge ne :D
Die einzigen 5min des Tages, an denen es nicht geregnet hat
Gestern hab ich mich mit Victoria getroffen, einer deutschen Austauschschülerin, die auch mit Southern Cross in Perth ist, gerade frisch angekommen, wir kennen uns durch Facebook haha :D Sie ist mega lieb, wir waren in der Stadt, allerdings eine Stunde später als geplant weil es geschüttet hat wie aus Eimern und ich dann doch noch triefend nass wurde, trotz (kaputtem) Regenschirm, und mein Peanut Butter und Nutella Sandwich konnte ich auch nicht mehr essen. :'( doch der Verlust war ertragbar, denn ich hab eine neue Freundin gewonnen und war danach noch bei ihrer Gastfamilie zu Abend essen bis 10 Uhr abends, war richtig schön und herzlich. Fast ein bisschen wie in Deutschland. Freundschaften hier in Australien sind so oberflächlich. Und alle sind hier schon so erwachsen, verurteilend und angespannt. Deutsche Teenager sind viel geiler drauf, finde ich, zumindest die, die ich kenne, und viel gechillter. 


Wunderschöner Augenblick
Ich werde im Oktober irgendwann für ein Wochenende in Sydney sein, das erste Mal von vielen in der Zukunft haha ;) mit WorknHoliday, der Organisation, mit der ich auch im Outback gewesen bin, und ich freue mich schon riesig. 
Ich hab noch 14 Wochen Schule übrig, 14 verdammte Wochen nur noch (Ferien abgerechnet). Und Mitte November hab ich dann Year 11 abgeschlossen und zwei Monate Sommer in Australien. Im Moment plane ich richtig viel für den Sommer hier, wo man am besten tauchen oder wandern kann und sowas. Die Zeit werde ich nochmal voll und ganz ausnutzen! Und mein 16. Geburtstag ist auch noch dazwischen und Weihnachten und Neujahr… hach ja, und dann geht's schon zurück. 
Jetzt hab ich den Blogeintrag noch gefüllt bekommen, tut mir nochmal sehr Leid, dass es so lange auf sich hat warten lassen. 
By the way, das Foto da rechts wurde im Kings Park aufgenommen, und es war wirklich einer dieser Augenblicke, die perfekt waren. Wir sind gerade im Park mit dem Bus angelangt, da fängt es an, zu regnen und zwar richtig zu schütten. Wir retten uns gerade unter den einzigen Pavillon da weit und breit, als ein riesiger starker farbenfroher und kontrastreicher Regenbogen über dem Swan River und der Skyline erscheint. Wir haben 'nen fremden Typ der da auch stand gebeten, ein Foto von uns zu machen. Aber der Regenbogen ist nicht verschwunden, nicht nach 30 weiteren Minuten, obwohl der Regen schon längst nachgelassen hat. Hat mir mal wieder gezeigt, dass man manchmal nur das Schlimmste erlebt, um das Schönste sichtbar zu machen. 
Amen. 

Und zu guterletzt, es haben sich erst drei Leute bezüglich des Fotowettbewerbs gemeldet, und da die ersten drei Plätze einen Preis kriegen, well… da bleibt ja nicht große Auswahl. :D Deshalb geb' ich euch noch Zeit bis zum 16. August. 
Also, wer ne Postkarte, Timtams und n Souvenirkänguru haben möchte, der muss sich mal in die Socken machen :D Alle genauen Regeln findet ihr HIER

Also, macht's gut liebe Leute und genießt euren Sommer. <3

Samstag, 21. Juni 2014

Es war einmal ein Mädchen...

…das träumte von der Welt. Von den Palmen am Strand und den Flüssen im Wald. Von den Walen im Meer und den Vögeln an Land.
Und sie träumte vom Reisen, vom entlausen Treiben durch die Kontinente, vom Entdecken und Erleben. Von einem Abenteuer. 
Und da entstand ein Traum. Und er war zunächst nur klein, ein unbedeutsamer Spross unter der Schneedecke. Aber er wuchs und wuchs.
Und viele Papiere, Unterschriften, Gespräche, Koffervollstopfungen und Abschiede später, war der Morgen gekommen.
Der 22. Januar. 
Rot angestrichen im Kalender. 
Ein etwas gequältes Lächeln
Die automatische Erinnerung meines Handys erinnert mich daran, für den Fall, dass ich vergessen haben sollte, dass ich heute nach Australien fliege. 
Es klingt selbst jetzt, 150 Tage später, noch unrealistisch. 
Denn alles begann wie ein normaler Morgen. Meine beste Freundin hatte an dem Tag bei mir übernachtet, sodass wir kaum wirklich Schlaf bekommen hatten. 
Alles war so normal, und doch so anders. Ein leerer Kleiderschrank. Ein leeres Bett. Ein leeres Zimmer. Eine letzte Umarmung mit den Katzen. Tür zu. Koffer ins Auto. Ein letzter Blick aufs Haus. Und weg. 
Die Autofahrt nach Hamburg hab ich so ziemlich verschlafen, und auch beim kleinen Frühstück im Flughafen war ich mental irgendwie abwesend. 
Ich weiß noch genau, wie ich in der Sicherheitskontrolle stand im Hamburger Flughafen, aufgeregt wie ein Pudel, als ich auf diese große Elternmenge schaute, die alle gute Miene spielten und sich hinter ihren winkenden Taschentüchern dann wohl doch die ein oder andere Träne wegwischen mussten. Mittendrin meine Eltern und meine Freundin.
Ein letzter Blick, ein letztes Lächeln, ein Daumen hoch.
Das Flugzeug, indem Träume wahr werden
Die letzte Erinnerung. Ich muss diesen Blick einsaugen und für ein Jahr festhalten. 
Und ich drehe mich um. Schaue nach vorne. Und ich weiß noch genau, was mir in dem Moment durch den Kopf gegangen ist. 
Das ist es. Mein Traum. Von jetzt an bin ich alleine. Dieses Jahr ist mein Abenteuer. 
Alles lief ab wie ein Traum. Ich musste mich immer wieder wach schütteln, und mich dreifach überzeugen, dass ich wirklich in Singapur bin. Dass ich wirklich Australien auf dem Flugzeugbildschirm sehe. 
Nicht mehr viel hätte gefehlt und ich wäre in dem Wildlife Park auf Ewig als 'die Verrückte, die ein Känguru schubst, weil sie nicht glauben kann, dass sie wirklich in Australien ist', in Erinnerung bleiben. 
Doch viel Zeit für philosophische Gedanken hatte ich dann doch nicht, bis das Flugzeug über der Skyline von Perth landete.
Auf der Fahrt zu meiner Gastfamilie habe ich nicht nur realisiert, wie sehr ich doch noch an meinem Englisch arbeiten muss, sondern war auch äußerst amüsiert von dem Gedanken, dass ich die Straßenschilder am Highway wieder erkenne, weil ich die Strecke schon so oft mit Google Street View durchgefahren bin. 
Schließlich fuhr das Auto auf die Auffahrt meiner Gastfamilie. Die Tür öffnete sich und meine Gastfamilie begrüßte mich herzlich. Die Menschen, die sechs Monate später für mich wie eine echte zweite Familie sind. 
Und eine Millisekunde später sind 150 Tage herum. 
Ein Wort, um diese 150 Tage zu beschreiben? 
Entwicklung. 
Alles hat sich entwickelt. 
Freundschaften, Vertrauen und Liebe. 
Zu Menschen hier in Australien.
Für alle Blindfische, das ist in Singapur
Und zu Menschen in Deutschland.
Aber am meisten entwickelt hat sich meine Wenigkeit. 
Ich habe als neugieriges, aber unwissendes 'kleines' Mädchen Fuß auf australischen Boden gesetzt. Wie ein kleines Rehkitz, das mit geschlossenen Augen auf eine Klippe zurennt. 
Aber ich bin nicht gefallen. 
In diesen 150 Tagen habe ich gelernt, über die Klippe zu springen. Und über die nächste. Und die nächste. 
Und ich bin bereit für 200 weitere Klippen. 


Ich habe viel gelernt, über Menschen, die Natur und das Leben. 
Ich weiß nun, dass du immer ein Handyladekabel dabei haben sollte. Und ein Handy natürlich. Und einen Regenschirm. Und dass Ugg Boots nicht immer so passend sind, wenn es draußen wie aus Eimern schüttet. Und dass Chucks nicht wesentlich besser sind. 
Und dass du dir deinen Pin-Code für die Bankkarten nicht irgendwo ins Handy notieren solltest, denn du könntest ihn ja verwechseln und deine Bankkarte sperren und vielen Menschen viel Arbeit machen, dir über 23 Länder und 2 Ozeane 'ne neue Bankkarte zu schicken. ('Tschuldigung Mama <3 )
Aber vorallem habe ich herausgefunden, wie man alleine ist. 
Das klingt vielleicht komisch für euch, weil ihr euch vielleicht denkt, alleine sein ist doch nicht so schwer, ihr sitzt ja jetzt auch alleine vorm Laptop in eurem Zimmer, pfft, kann doch jeder, was ist dabei.
Das dachte ich auch, aber es ist weitaus mehr. 
Denn ich meine so richtig alleine sein. Ohne Sicherheitsnetz, ohne Freunde. 
ein atemberaubender Moment..
Ich bin meine eigene beste Freundin geworden. Und das ist nicht traurig. Das ist wichtig. Denn wenn ich jetzt zurückschaue, hatte ich vorher keinerlei Beziehung zu mir selbst. Immer fokussiert auf andere, immer am Kommunizieren mit jemandem, immer irgendwie in Kontakt, unterwegs, am Telefonieren, texten, Facebook, Instagram, Tumblr, was weiß ich noch alles. Immer für andere da. 
Hier habe ich gelernt, für mich selbst da zu sein. 
Wer bin ich eigentlich ohne meine Freunde und Familie? Ich, allein, als Person? 
Die langen Strandspaziergänge haben sich besonders hier bezahlt gemacht. 
  Ich habe viel nachgedacht. Ich hab' mich überwunden. Mich meinen 'Ängsten' gestellt. Damit meine ich nicht das große Bild, dass ich ohne Mama und Papa nach Australien gekommen bin, ich meine die kleinen Dinge. 
Innere Stärke ist größer als du selbst
Ich meine, sich trauen, die fremde Target-Verkäuferin auszusprechen, wenn man wissen will, wo die Regenschirme sind. 
Ich meine, in großen Menschenmengen nicht panisch das Weite suchen. 
Ich meine, endlich die Dinge anfangen, die man schon immer machen wollte, denn jetzt ist verdammt nochmal die richtige Zeit dafür und wir sind jung und freier denn je.
Ich meine, fremde Leute anrufen. 
Ich meine, alleine neue Dinge beginnen ohne deine beste Freundin an deiner Seite.
Ich meine, ein Gespräch mit dem netten Mädchen in der Schule zu beginnen, was mich immer so lieb anlächelt. 
Wir sind heute gute Freunde. 
Ich meine die Dinge, zu denen man in Deutschland wohl nie durchgedrungen wäre, wenn man es nicht gemusst hätte. Und die Dinge, die wahrscheinlich keiner versteht, der nicht selber an einem Punkt in seinem Leben da mal durch gemusst hat. 
  Am Anfang des Jahres stand ich der Idee, alleine shoppen zu gehen, äußerst kritisch gegenüber. Aber ich hatte ja noch keine Freunde, und dann musste ich wohl oder übel. Und ich hab Zeit mit mir selbst verbracht. Und jetzt würde ich alleine shoppen vor allem bevorzugen (mit Ausnahme von meinen besten Freundinnen, keine Sorge Mädels ;)). 
Ich sitz' oft einfach im Sand am Strand, im Park auf dem Gras, auf den Felsen der Brandung in Hillarys Boat Harbor, abseits vom Trubel und beobachte die Welt. 
Nur irgendwo sitzen, vielleicht mit 'nem Frozen Yoghurt oder 'ner Cola, und über das Universum nachdenken, oder die Familie die ein bisschen weiter weg spaziert, und mich darüber wundern, wie viele Familien wohl heute ein Kind bekommen haben. 
Und wie viele Familien eins verloren haben. Oder was wohl gerade in New York passiert. 
Oder in Ghana. 
Und wie viele Leben heute dahingeschieden sind. Und wie viele davon zurück auf die Erde gekommen sind. 
Und was Liebe ist.
Und was ich alles noch machen möchte bevor ich sterbe.
Und was andere Menschen alles nicht machen können, bevor sie sterben. 
Und ob es einen Gott da oben gibt. 
Und ob Vampire und Meerjungfrauen vielleicht doch existieren. 
Und was passieren würde, wenn man herausfände, dass sie existieren.

Das konnte ich vorher nicht, und ich finde es wichtig, dass man so etwas kann, denn wie viele Freunde du auch hast, am Ende des Tages bist es immer nur du. 
Und egal, wo du bist und was dir passiert. Solange du dich selbst dabei hast, wirst du nie einsam sein.


Perfekt unperfekt
Und das ist es, was jeder immer meint mit diesem ganzen Selbstfindungsgedöns was ich vorher nie verstehen konnte. Ich war immer der Überzeugung, man kann doch nicht vergessen, wer man ist, es sei denn man hat Alzheimer oder Parkinson. Ich bin Anna, und ich mag Katzen, Kunst und hasse Senf, ich weiß, wer ich bin, wie kann ich mich noch mehr finden?! Und wie kann man sich überhaupt finden, such' ich unter Steinen und hinter Bäumen oder wat? 
Abgesehen davon, dass ich der Meinung bin, dass man sich nicht endgültig finden kann, weil man sich ständig verändert, Veränderung ist Leben. 
Aber es geht nicht darum. 
Du könntest deine beste Freundin oder Freund in fünf Sekunden bis auf deren kleinstes Detail beschreiben. Du weißt ihre Meinung zu Religion oder Abtreibung oder den Sinn von mathematischen Ableitung und deren Gebrauch im täglichen Leben (der nämlich nicht existiert, es gibt Taschenrechner nicht ohne Grund :P). Du kennst ihre Talente sowohl als auch ihre Schwächen. Aber weißt du all diese Dinge über dich selbst? Kannst du dich nur mit deinen Gedanken beschäftigen? 


Und das ist nur meine Auffassung von dem ganzen. Vielleicht stimmst du nicht zu, siehst es anders oder findest, dass ich aus 'ner Maus 'nen Elefanten mache. Aber dann war für mich das, was du als Maus siehst, der Elefant von vornherein. 

Ich hab' hier in Australien außerdem viele neue Hobbys entwickelt und damit meine ich nicht nur Tanzen oder Singen, was ich *endlich!!* in die eigene Hand genommen habe. Ich hab angefangen, zu schreiben und zu zeichnen, bin mehr Richtung Philosophie, Psychologie und Kunst unterwegs, wie ihr vielleicht in manchen meiner Posts schon ein bisschen raushören konntet. :D

Ich hab' gerade n bisschen den Faden verloren. 
Egal, haha :D Australien hat einen Platz in meinem Herzen gewonnen. 
Und all diese Erinnerungen kann mir niemand nehmen. Das sind meine eigenen 'weißt du noch' Momente, die niemand anders verstehen würde und die ich nur mit mir selbst teile. 
Und wenn ich nächstes Jahr wieder in Deutschland bin, und mich Leute fragen, ob ich denn Freundschaft geschlossen habe, dann sage ich ja, mit mir selbst, und sie wird ein Leben lang halten. 
Und wenn sie fragen, ob ich denn Heimweh gehabt habe, dann sage ich nein, denn ich hatte alles und jeden in meinem Herzen bei mir. 
Und wenn sie fragen, ob es denn schwierig war, dann sage ich ja. Und meine damit nicht das große Bild. Sondern all die kleinen Dinge, an die niemand denkt. Aber die mich täglich stärker gemacht haben. 
Und allein deshalb ist es das alles sowas von wert. 


♥ AMEN 


Danke an jeden, der mir in irgendeiner Form geholfen hat, diesen Traum zu verwirklichen. Es geht um so viel mehr als nur eine neue Sprache zu lernen und 'n bisschen Sightseeing. Danke, dass ihr mir Flügel gegeben habt. Und vertraut mir, ich werd' mit diesen Flügeln immer wieder zurückkommen.